Heimdall – Lieder zur Gylfaginning

HeimdallIn Kapitel 25 der Gylfaginning wird Heimdall vorgestellt. Dort heißt es unter anderem, dass er der Sohn von neun Schwestern sei. Als Referenz werden zwei Zeilen des Gedichts Heimdalargaldr angeführt, in denen es heißt: „Nachkomme von neun Müttern bin ich, von neun Schwestern bin ich der Sohn.“ Diese neun Schwestern werden allgemein als die Töchter der Meeresriesen Ägir und Rán interpretiert und gelten als Personifikationen von Wellen.

Bild: Heimdall mit dem Gjallarhorn. Aus einer isländischen Handschrift des 18. Jhs.

Nun ist es auch bei den Asen nicht üblich, dass ein Kind von neun Müttern geboren wird. Es scheint sich eher um einen Hinweis auf einen meergeborenen Gott zu handeln, der von den Wellen an Land getragen wurde. Eine andere Theorie geht davon aus, dass Ägir und Rán nur eine Tochter haben, die in neun verschiedenen Erscheinungsformen auftritt.

Wie auch immer, in dem Lied „Heimdalls Mütter“ gehe ich davon aus, dass es sich um die neun Wellen handelt und jede ihm eine besondere Eigenschaft vererbt. Geschrieben habe ich es nach der Melodie des sogenannten Küchenliedes „Mariechen saß weinend im Garten“. Der Ursprung dieser volkstümlichen Melodie ist unbekannt.

Lieder zur Gylfaginning: Heimdalls Mütter

Als Wächter der Asen wir kennen
Den Heimdall von großer Gestalt
Das Horn erhebt er zum Munde
Und weithin der Ruf erschallt
Wohl aus dem Meer geboren
Von Schwestern neun der Zahl
Von windgepeitschten Wogen
Aus Ögirs gold’nem Saal

Jarnsaxa, die schneidende Kälte
Von ihr stammt gewaltige Kraft
Die furchtbare Atla hingegen
Verlieh ihm die göttliche Macht
Wohl aus dem Meer geboren
Von Schwestern neun der Zahl
Von windgepeitschten Wogen
Aus Ögirs gold’nem Saal

Dahinstürmend nennt man die Eistla
Das feine Gehör sie ihm schenkt
Die brausende Gjalp lässt ihn spähen
Das Auge so weit sie lenkt
Wohl aus dem Meer geboren
Von Schwestern neun der Zahl
Von windgepeitschten Wogen
Aus Ögirs gold’nem Saal

Bedrängerin heißt man Angeyja
Von ihr ist das klingende Horn
Die Sandspenderin ist Eyrgjafa
und gab einem Schwert seine Form
Wohl aus dem Meer geboren
Von Schwestern neun der Zahl
Von windgepeitschten Wogen
Aus Ögirs gold’nem Saal

Die dunstige Imd ließ ihn schauen
Was tief im Verborgenen liegt
Die wölfische Ulfrun gab Stärke
Bei jedem Kampf er nun siegt
Wohl aus dem Meer geboren
Von Schwestern neun der Zahl
Von windgepeitschten Wogen
Aus Ögirs gold’nem Saal

Auf das er nie einschlafen müsse
Die Träume hält Greip von ihm fort
So steht er als Wächter der Götter
Am Bifröst dem heil’gen Ort
Wohl aus dem Meer geboren
Von Schwestern neun der Zahl
Von windgepeitschten Wogen
Aus Ögirs gold’nem Saal

© Rewa Kasor
 
 


 
 
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Bild „Heimdalls Mütter – Lieder zur Gylfaginning“: Heimdall mit dem Gjallarhorn. Aus einer isländischen Handschrift des 18. Jhs. © (PD)
 
 

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