Walhall – Die Edda in Liedern

WalhallWalhall (auch Valhall oder Walhalla) ist in der nordischen Mythologie der Ruheort der ehrenvoll in der Schlacht gefallenen Kämpfer, der sogenannten Einherjer.

Bild: Porträt des Theodor Körner, Gemälde von Dora Stock, 1814

Auf den ersten Blick hat Theodor Körner wohl nichts mit Walhall zu tun. Das lässt sich jedoch leicht erklären. Seit meiner Jugend bin ich von dem Werk Theodor Körners ungeheuer beeindruckt. Ein Kriegerpoet, wie man ihn nur selten findet. Ein Wikinger im Herzen, der mich dazu inspiriert hat, Gedichte zu schreiben.

Als ich dann anfing, die Edda in neue Verse zu fassen, habe ich ein Lied über Walhall einige Zeit vor mir her geschoben. Es sollte etwas kraftvolles, kämpferisches werden, aber auch die Seele des Kriegers und seinen Wunsch nach Frieden ausdrücken. Beim Lesen in Körners Gedichten bin ich dann auf das „Bundeslied vor der Schlacht“ gestoßen, welches er am 12. Mai 1813 vor dem Gefecht bei Danneberg geschrieben hat und es hat „klick“ gemacht.

Also habe ich seine Verse verwendet, um mein Lied über Walhall als Hommage an Theodor Körner zu schreiben.

Die Musik zum „Bundeslied vor der Schlacht“ schrieb J. H. E. Bornhardt 1815.

Walhall

Rewa Kasor (2022)

Bundeslied vor der Schlacht

Theodor Körner (12. Mai 1813)

Ahnungsgrauend, todesmutig
bricht der neue Morgen an
In der Welt der wahren Götter
zieht die Sonne ihre Bahn
Speere sind es statt der Sparren,
Schilde auf das Dach gestellt
Brünnen glänzen auf den Bänken,
wunderbar ist diese Welt
Aus fünfhundertvierzig mächtigen Toren
Ziehen Einherjer wie er sie erkoren
Als einer von ihnen will ich bestehn

Sitzen wir im Glanz der Schwerter,
denken wir an ferne Zeit
Tragen auf uns die Walküren,
sehnen wir uns nach dem Weib
Wird euch auch das Auge trüber,
keine Träne bringt euch Spott
Werft den letzten Kuß hinüber,
dann befehlt sie eurem Gott
Aus fünfhundertvierzig mächtigen Toren
Ziehen Einherjer wie er sie erkoren
Als einer von ihnen will ich bestehn

Alle, die heut für uns beten,
schützen wir für alle Zeit
Jedes Herz, das wir zertreten,
reut uns für die Ewigkeit
In des Hohen Königshalle
reiht sich nunmehr Held an Held
Treue Herzen sehn sich wieder,
Lebewohl der alten Welt
Aus fünfhundertvierzig mächtigen Toren
Ziehen Einherjer wie er sie erkoren
Als einer von ihnen will ich bestehn

Hinter uns, im Grau’n der Nächte,
liegt die Schande, liegt die Schmach
Liegt der Frevel fremder Götter,
der uns uns’ren Glauben brach
Einig haben wir geschworen
für die Asen einzustehn
Uns’re Ehre ist verpfändet,
lasst uns nach Walhalla gehn
Aus fünfhundertvierzig mächtigen Toren
Ziehen Einherjer wie er sie erkoren
Als einer von ihnen will ich bestehn

Vor uns liegt ein glücklich Hoffen,
liegt der Zukunft goldne Zeit
Steht ein ganzer Himmel offen,
blüht der Freiheit Seligkeit
Ragnarök gilt es zu wenden,
mit dem Aar an uns’rer Seit
Mit den Wölfen und Walküren
sind wir nun zum Kampf bereit
Aus fünfhundertvierzig mächtigen Toren
Ziehen Einherjer wie er sie erkoren
Als einer von ihnen will ich bestehn

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Ahnungsgrauend, todesmutig
bricht der große Morgen an
und die Sonne, kalt und blutig
leuchtet unsrer blutgen Bahn
In der nächsten Stunden Schoße
liegt das Schicksal einer Welt
und es zittern schon die Lose
und der ehrne Würfel fällt
Brüder, euch mahne die dämmernde Stunde
mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde
treu so zum Tod, wie zum Leben gesellt

Hinter uns, im Graun der Nächte
liegt die Schande, liegt die Schmach
liegt der Frevel fremder Knechte
der die deutsche Eiche brach
Unsre Sprache ward geschändet
unsre Tempel stürzten ein
unsre Ehre ist verpfändet
deutsche Brüder, löst sie ein
Brüder, die Rache flammt. Reicht euch die Hände
daß sich der Fluch der Himmlischen wende
Löst das verlorne Palladium ein

Vor uns liegt ein glücklich Hoffen
liegt der Zukunft goldne Zeit
steht ein ganzer Himmel offen
blüht der Freiheit Seligkeit.
Deutsche Kunst und deutsche Lieder
Frauenhuld und Liebesglück
alles Große kommt uns wieder
alles Schöne kehrt zurück
Aber noch gilt es ein gräßliches Wagen
Leben und Blut in die Schanze zu schlagen
nur in dem Opfertod reift uns das Glück

Nun, mit Gott, wir wollen wagen
fest vereint dem Schicksal stehn
unser Herz zum Altar tragen
und dem Tod entgegen gehn.
Vaterland, dir wolln wir sterben
wie dein großes Wort gebeut
Unsre Lieben mögen´s erben
was wir mit dem Blut befreit
Wachse, du Freiheit der deutschen Eichen
wachse empor über unsere Leichen!
Vaterland, höre den heiligen Eid

Und nun wendet eure Blicke
noch einmal der Liebe nach
scheidet von dem Bütenglücke
das der giftge Süden brach
Wird euch auch das Auge trüber
keine Träne bringt euch Spott
werft den letzten Kuß hinüber
dann befehlt sie eurem Gott
Alle die Lippen, die für uns beten
alle die Herzen, die wir zertreten
tröste und schütze sie, ewiger Gott

Und nun frisch zur Schlacht gewendet
Aug und Herz zum Licht hinauf
Alles Irdsche ist vollendet
und das Himmlische geht auf
Faßt euch an, ihr deutschen Brüder
jeder Nerve sei ein Held
Treue Herzen sehn sich wieder
Lebewohl für diese Welt
Hört ihr´s, schon jauchzt es uns donnernd entgegen
Brüder, hinein in den blitzenden Regen
Wiedersehn in der besseren Welt

 
 


 
 
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Bild „Walhall – Die Edda in Liedern“: Porträt des Theodor Körner, Gemälde von Dora Stock, 1814. © (PD)
 
 

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