Brunnenkult & Brunnenverehrung

BrunnenkultBrunnen gelten als Sinnbild weiblicher Fruchtbarkeit. Zu heidnischer Zeit gab es vielerorts Brunnenkulte und Brunnenverehrung. Ursprünglich wurde dabei zwischen einer Quelle und einem Brunnen kein Unterschied gemacht. Erst später wurde in natürliche und eingefasste Quellen unterschieden und nur letztere als Brunnen bezeichnet. In England war der Brunnenkult unter dem Namen Wilweorthunga bekannt. Dieser Glaube wurde im 16. kanonischen Gesetz verboten, das im zehnten Jahrhundert unter König Edgar von England (939–946) erlassen wurde.

Einfluss des Christentums

Mit der Christianisierung wurden manche Dinge ins Gegenteil verkehrt. Aus dem Lebens- und Liebesapfel wurde der Apfel der Zwietracht und des „Sündenfalls“ und der Quell des Lebens wurde zum Haderbrunnen. Manche Brunnen wurden mit dem Kreuz Christi „geprennt“. Damit sollten sie ihres magischen, heidnischen Einflusses auf die Menschen beraubt werden. Solche Brunnen wurden fortan häufig als Tivuelprenne, Tevelprenne oder Teuflprenne (Teufelsbrunnen) bezeichnet.

Um den heidnischen Brunnenkult noch weiter zu unterbinden wurde er in gewisser Weise einfach vom Christentum übernommen. So erzählt eine mündlich überlieferte Legende von einer Nonne, die während der Hugenottenkriege von Soldaten verfolgt wurde. Erschöpft bricht sie zusammen und fleht Gott um Hilfe an. Da sprudelt neben ihr ein Quell hervor. Die Nonne stärkt sich an dem Wasser und entkommt dadurch den Soldaten. Die Quelle wurde als Brunnen eingefasst und galt forthin als heiliger (christlicher) Ort.

Völven nutzen frisches Quellwasser, welches sie mit einem Birkenzweig verspritzen, um Ritual- und Opferplätze zu reinigen. Auf diesen Brauch geht die Idee des christlichen Weihwassers zurück. Die christliche Taufe ist die Abwandlung eines heidnischen Schutzrituals.

Brunnenkult

Mythologie

In der Edda (z.B. Gylfaginnîng, Völuspâ) wird von Mimirs Brunnen berichtet, in dem Weisheit und Erfahrung gesammelt werden. Der germanische Mimirsbrunnen hat Parallelen im keltischen Bereich. So wurde in einer Tempelanlage in Carrawburgh am Hadrianswall ein der keltischen Göttin Coventina geweihter Brunnen gefunden. In ihm befanden sich zahlreiche Votivgaben, darunter mehr als 13.000 Münzen der Zeit von 41 bis 383 und ein menschlicher Schädel.

Die Thoraner-Saga berichtet vom Tolsjele, dem Tal der Seelen. Die Seelen von Kindern, die dort begraben werden, sollen zu Wassernymphen werden. Vom Tolsjele aus gelangen sie mit dem Wasser in alle Welten und verbreiten Frohsinn und Heiterkeit.

Völven und Brunnenkult

Für moderne Völven gibt es eine Reihe von Ritualen, die ihren Ursprung vermutlich im Brunnenkult haben. Begeben wir uns zu einer Quelle, um sie als Kraft-, Ritual- oder Opferplatz zu nutzen, so wird als erstes den Platz mit frischem Quellwasser gereinigt. Dazu schöpfen wir mit einem Krug Wasser aus der Quelle. Dieses verteilen wir daraufhin mit Birkenreisern an dem gewählten Platz. Um uns voll auf die Handlung zu konzentrieren und die Nymphen nicht zu erschrecken, besteht von der Ankunft an der Quelle bis zum vollständigen Reinigen des Platzes absolutes Sprechverbot.

Brunnenkult Kraftplatz: Ein Platz in der Nähe von fließendem Wasser, möglichst noch mit kräftigen, alten Bäumen in der Nähe, hat schon eine besondere Wirkung. Direkt an einer Quelle ist die Magie des Wassers jedoch ganz besonders stark. Bildet eine Quelle einen Teich oder See, so sind es die Abflüsse des Gewässers, an denen die Magie am deutlichsten zu spüren ist. Erlen, Weiden und Hasel verstärken diesen Effekt aber auch noch deutlich. Solche Kraftplätze sind für Völven wie geschaffen.

Schutzzauber: Kinder im vorpubertären Alter durch die Magie des Wassers zu schützen hat eine jahrhundertealte Tradition. Völven führen dieses Ritual in der Zeit zwischen Ostara und Mabon durch. Mit einem Becher aus Birkenrinde schöpfen wir Wasser aus der Quelle und gießen es langsam über den Scheitel des Kindes. Dabei achten wir darauf, dass das Wasser über die Stirn abfließt. Dazu wird je nach Alter und Geschlecht des Kindes ein Schutzzauber gesprochen.

Fruchtbarkeitsritual: Für pubertierende Mädchen ist ein Fruchtbarkeitsritual bekannt, welchen seinen Ursprung ebenfalls im Brunnenkult hat. Es verläuft ähnlich wie der o.a. Schutzzauber. Bei diesem Ritual stehen die Mädchen jedoch im Wasser und nicht daneben und natürlich sprechen wir auch einen anderen Zauber.

 


 
 
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Bilder: Brunnenkult PD