Fliegenpilz und Schlehenfeuer

Fliegenpilz und SchlehenfeuerÜber Fliegenpilz und Schlehenfeuer gibt es einige Berichte im Zusammenhang mit der nordischen und kontinentalgermanischen Mythologie. So wird vermutet, dass die Berserker sich durch das Gift der Fliegenpilze in einen Rauschzustand versetzten, Schwarzdorn soll bösen Zauber abwehren bzw. für schwarze Magie verwendet werden usw. Alle diese Berichte möchte ich mal als Rudimente tatsächlicher Lehren bezeichnen. Es steckt ein Körnchen Wahrheit darin, aber das ist im Laufe der Zeit immer kleiner geworden. Fliegenpilz und Schlehenfeuer gehört zu den familieninternen Überlieferungen.

Das Wichtigste gleich vorweg: Fliegenpilz wird NIE ohne Schlehen angewendet! Diese Regel ist offenbar auf Midgard fast völlig in Vergessenheit geraten. Selbst, wenn er verräuchert wird, trinkt man dazu immer ein Glas Schlehenfeuer.

Fliegenpilz

Nach dem Glauben der Germanen wächst Fliegenpilz überall dort, wo Schaum aus dem Maul von Odins achtbeinigem Pferd Sleipnir auf den Boden getropft ist.

Der Fliegenpilz wächst unterirdisch in einer Art Symbiose mit Bäumen, bevorzugt Fichten und Birken. Die Fruchtkörper sind von Juli bis Oktober zu finden. Besonders nach Regen, auf den Sonnenschein folgt, wachsen sie sehr schnell innerhalb von wenigen Tagen heran.

Die Fruchtkörper werden in 1-3 mm dünne Scheiben geschnitten und getrocknet. In der roten Haut der Hüte steckt der größte Teil des Giftes. Diese Haut kann abgezogen und separat getrocknet aber auch am Fruchtfleisch belassen werden. Die Lamellen werden entfernt. Es werden nur gründlich getrocknete Fliegenpilze verwendet! Fliegenpilze enthalten bis zu einem Prozent Ibotensäure. Durch das Trocknen wandelt diese sich in Muscimol um, welches Halluzinationen hervorruft. Interessant dabei ist, dass bei gemeinsamer Anwendung mehrere Personen identische Halluzinationen erfahren können.

Fliegenpilz und Schlehenfeuer

Schwarzdorn

Schwarzdorn ist nach dem Glauben der Germanen durch böse Hexen verzauberter Weißdorn, dessen schwarze Magie von Freyja mittels Seiðr aufgehoben wurde.

Durch dieses Ver- und Entzaubern haben die Früchte besondere Eigenschaften erhalten. Sie werden bei der Runenheilung zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Weiterhin wirken sie harntreibend, entzündungshemmend und appetitanregend. Die Kerne enthalten einen relativ hohen Anteil an Blausäure und dürfen daher nicht verzehrt werden!

Schlehenfeuer (Schlehenlikör)

Es gibt eine ganze Reihe Rezepte dafür. Wir verwenden 200 – 500 g Schlehen (die Menge muss man nach Geschmack herausfinden, falsch machen kann man da nix), 200 g Kandiszucker, 1 Vanilleschote und Korn oder Obstbrand (Apfel, Birne). Die Schlehen werden von Stielresten befreit, gewaschen und mit einem Tuch oder Papier trocken getupft. Die Vanilleschote wird 2x längst aufgeschlitzt. Wer sich die Arbeit machen will, kann das auch mit den Schlehen machen. Dann kommen Schlehen, Zucker und Vanilleschote in ein Schraubglas oder ähnliches und werden mit dem Korn übergossen. Das Glas sollte möglichst voll sein. Das Ganze lässt man 8 Wochen lang bei Zimmertemperatur ziehen, schüttelt es aber jeden Tag durch. Dann wird es durch ein engmaschiges Sieb, besser noch durch Kaffeefilter gegossen und in kleine Flaschen abgefüllt. Kühl und dunkel aufbewahrt hält es sich bis neue Schlehen geerntet werden können.

Anwendung

Schlehenfeuer: Immer und überall und zu jeder Zeit. Ist lecker, gesund und macht fix besoffen. Okay, man muss nicht alles wörtlich nehmen, was ich so schreibe ;-))

Fliegenpilz: Verräuchert wird getrockneter Fliegenpilz am besten in einem Räucherzelt. Dazu werden bevorzugt Pilze verwendet, die in der Nähe von Nadelbäumen gesammelt wurden. Die Pilze können mit Lavendel, Weihrauch und anderen Kräutern und Zutaten gemischt werden. Wichtig ist, dass alle Teilnehmer ausreichen trinken. Sobald die Pilze auf die Räucherkohle gelegt werden, trinken alle gemeinsam ein Glas Schlehenfeuer. Für jede Stunde, die man sich in dem Zelt aufhält, soll ein weiteres Glas Schlehenfeuer getrunken werden.

Rauchen: Getrocknete Fliegenpilze können mit Tabak vermischt geraucht werden. Dabei wird jedoch eine Mini-Wasserpfeife verwendet die nicht mit Wasser sondern mit Schlehenfeuer gefüllt wird. Hat man die Mischung aufgeraucht, wird das Schlehenfeuer aus der Pfeife getrunken. (Letzteres ist aber wirklich Geschmackssache!)

In ein Glas Schlehenfeuer kann man getrockneten Fliegenpilz geben, eine Nacht oder auch 24 Stunden ziehen lassen, durch ein Sieb geben und trinken. Die Dosierung ist dabei jedoch sehr schwer abzuschätzen, ich rate davon ab. Allerdings wird diese Mischung auch für Talismane verwendet.

Unterschiede

Schamanen nutzen Fliegenpilz in erster Linie durch Rauchen oder Verräuchern zur Kontaktaufnahme mit Walküren, Fylgien/Krafttieren und auch Wanen. In seltenen Fällen auch mit Asen. Auch geführte Reisen mit teils mehreren Personen können dadurch erleichtert werden. Die Wirkung des Schlehenfeuers soll dabei die potentiell gesundheitsgefährdenden Bestandteile der Pilze neutralisieren.

Heiler: Ein Talisman aus Birke mit Berkana zur Stärkung des Immunsystems und zur Rekonvaleszenz wirkt immer gut. Taucht man ihn vor der Weihe noch in ein Glas Schlehenfeuer in dem getrocknete Fliegenpilze eine Nacht lang eingeweicht wurden, zieht er zusätzlich stärkende Kräfte an, was seine Wirkung noch verbessert. Nutzt man das Holz der Birke, unter der man den Pilz gesammelt hat, ist es noch besser.

Krieger stellen sich nicht nur gegen direkte Angriffe sondern auch ganz allgemein gegen negative Einflüsse. Ein Schutzamulett aus Schwarzdorn, ebenfalls in Schlehenfeuer mit Fliegenpilz getaucht (vor der Weihe) bringt zusätzlichen, stärkeren Schutz. Hier kommt auch noch Freyjas Macht als Retterin des Schwarzdorns zur Geltung. Welche Rune dabei verwendet wird, kommt ganz auf die individuellen Gegebenheiten an.

Völven nutzen die Mischung aus Schlehenfeuer mit getrockneten Fliegenpilzen u.a. zur Körperbemalung während einer Sitzung. Aber Vorsicht, die halluzigenen Stoffe werden auch über die Haut aufgenommen!

 


 
 
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Bild: „Fliegenpilz und Schlehenfeuer“ © PD