Runen und Runer – praktische Runenarbeit

RunenEs gibt sehr unterschiedliche Erklärungen dafür, was Runen eigentlich sind. Manche sehen in ihnen die Schriftzeichen der Germanen, andere bezeichnen sie als Ideographien. Viele Erkennen in ihnen magische Zeichen. Ich halte es nicht für angebracht, sie auf das eine oder andere zu beschränken. Sie sind all das – und noch viel mehr.

Bild: Skarthestein in Haithabu (Schleswig-Holstein) © viciarg CC-by-SA 3.0 Die Inschrift lautet: „König Sven setzte diesen Stein nach (zum Gedenken an) Skarthe, seinem Gefolgsmann, der nach Westen (England) gefahren war, aber nun fiel bei Haithabu.“

Nichtplastische Runen-Symbole

Um überhaupt über Runen sprechen zu können muss sichergestellt sein, dass alle Beteiligten auf der gleichen Grundlage kommunizieren. Andernfalls wird man eher aneinander vorbei reden und sich nicht verständigen, geschweige denn einigen können. Gehen wir also Schritt für Schritt vor, um diese Frage zu beantworten.

Malt bitte das Zeichen für Fehu auf ein Blatt Papier. Achtung, Fangfrage: Ist das die Rune Fehu? Nein, natürlich nicht. Es ist das Schriftzeichen, welches wir für die Darstellung der Rune Fehu verwenden. Und um das gleich klarzustellen, mehr wird es auch nicht. Ob jemand damit durch Weihrauch wedelt, Trommelschlagend drumherum tanzt oder sich mit dem nackten Hintern draufsetzt: Es bleibt ein Blatt Papier mit einem Schriftzeichen darauf.
Die einzige Ausnahme, in der flächenhafte, nichtplastische Runensymbole auch eine magische Wirkung entfalten ist die Körperbemalung. Angewendet wird sie z.B. bei der Kampf- und Sexualmagie und auch bei einer Reihe schamanischer Rituale.

Plastische Runen-Symbole

Gehen wir einen Schritt weiter. Nehmt euch ein Stück Holz und ritzt dort das Symbol für Fehu ein. Ist das dann die Rune Fehu? Mal spaßenshalber angenommen, ihr hättet jetzt mit „Ja“ geantwortet. Glückwunsch, dann habt ihr also soeben die Rune Fehu erschaffen! Aber Spaß beiseite, auch das ist natürlich nicht die Rune Fehu. Jetzt habt ihr eine plastische Abbildung des Symbols der Rune Fehu angefertigt. Aber ihr könnt ja noch sehr viel mehr tun. Führt das Weihen und Binden durch und dann endlich habt ihr die Rune Fehu. Wirklich? Tut mir leid, auch das ist nicht die Rune Fehu. Was ihr jetzt habt ist ein Werkzeug, ein Instrument, dass euch die Verbindung zu der Rune Fehu erleichtert.

Aber was ist denn nun die Rune Fehu bzw. was sind die Runen?

Vermutlich sind Runen sehr alt. Als die Vorfahren der Menschen noch zitternd und frierend auf Bäumen hockten, haben die Runen schon für das Gleichgewicht der Magie im Universum gesorgt. Denn das ist es, was sie nach meiner Ansicht tun und schon immer getan haben. Das sagt zwar immer noch nichts darüber aus, was sie sind, aber etwas darüber, was ihre Aufgabe, ihre Bestimmung ist. Zu ergründen, was die Runen letztendlich sind, ist uns Menschen wohl (noch) nicht gegeben. Wie wir ihre Kräfte und Fähigkeiten nutzen können, wie wir mit ihnen eine Verbindung eingehen und was wir dadurch erreichen können, davon haben wir schon einiges ergründet.

Praktische Runenarbeit

Bezüglich der praktischen Arbeit mit Runen gibt es viele Missverständnisse. Schaut man sich diverse Angebote im Internet an, geht es um Wahrsagerei, Runen-„Tarot“, Runen-„Steine“ und anderen Mumpitz. Mit ernsthafter Runenarbeit hat das nichts zu tun.

Runen kommunizieren mit uns nicht durch Worte. Die Informationen werden uns durch Bilder und Emotionen übermittelt. Mittels Runen-Meditation greifen wir auf diese Informationen zu. Dem Außenstehenden mag das mystisch, metaphysisch oder okkultistisch erscheinen. Hat man es erst einmal gelernt, ist es ein ganz normaler Vorgang. Detailliert ist das in unserem Buch „Deine RunenReise“ beschrieben.

Spezialisierte Runer

Runenarbeit ist kein Selbstzweck. Die Generalisten unter uns nutzen Runen für die Schatten- und Krafttierarbeit. Manchmal wird für einen nahe stehenden Menschen auch ein Amulett oder ein Talisman angefertigt. Runische Schamanen, runische Heiler, runische Krieger und die Völven sind im Interesse der Allgemeinheit tätig.

Wir ehren unsere Ahnen und reisen in andere Welten. Kontakt zu Fylgien und Walküren betrachten wir nicht als außergewöhnlich. Für den, der Runen lebt, ist es eher unausweichlich. Manche Runer haben ein besonderes Talent für schamanische Reisen. Es gibt Berichte über Begegnungen mit Alben, Zwergen, Drachen und Riesen. In seltenen Fällen sogar mit Wanen und Asen. In unserer wissenschaftsgläubigen Zeit braucht es schon einiges Selbstbewusstsein, um dazu zu stehen.

Runen lernen

So seltsam sich das für manche Menschen auch anhören mag, derartige Erfahrungen sind für jeden möglich. Tatsächlich ist es gar nicht so schwer zu erlernen. Für die Spezialisierung als Schamane, Völva oder sogar Heiler braucht es viel Erfahrung im Umgang mit Runen. Einfache Runenmagie beherrscht man jedoch schon nach ein oder zwei Jahren.