Spakona – die Seherin unter den Völven

Spakona – die Seherin unter den VölvenAls Spakona werden Völven bezeichnet, die seherische Fähigkeiten besitzen. Die Gleichsetzung mit den „kleinen Völven“ ist jedoch nicht korrekt.

Spakona (auch Spákona, Spækona) setzt sich zusammen aus spá (Prophezeiung) und kona (Frau). Es bedeutet daher Seherin oder auch Prophetin.

Seherinnen bei den germanischen Völkern wurden zuerst von den Römern und auch von griechischen Historikern beschrieben.

Seherinnen bei Tacitus

In Band 4 seiner historische Chronik „Historiae“ (geschrieben ca. 100-110 n. Chr.) schreibt Publius Cornelius Tacitus über die germanische Seherin Veleda:
Der Legionskommandeur Munius Lupercus wurde mit vielen Geschenken zu Veleda geschickt, einer unverheirateten Frau, die großen Einfluss auf den Stamm der Bructeri hatte. Die Germanen betrachten traditionell viele Frauen als prophetisch und in ihrem Aberglauben sogar als göttlich. Veleda war ein typisches Beispiel. Ihr Prestige war hoch, denn sie hatte die germanischen Erfolge und den Sieg über die Legionen vorausgesagt. Aber Lupercus wurde getötet, bevor er sie erreichte.

Germanische Priesterinnen bei Strabon

In seinem Werk „Geographie“ beschreibt der antike griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon Auftreten und Handlung germanischer Priesterinnen. (Band 7, Kapitel 2.3)
Schreiber berichten von einem Brauch der Kímbroi (Kimbern) in diesem Sinne: Ihre Frauen, die sie zu ihren Expeditionen begleiteten, wurden von Priesterinnen begleitet, die Seher waren; diese waren grauhaarig, weiß gekleidet, mit flachsfarbenen Umhängen, die mit Verschlüssen befestigt waren, mit Bronzegürteln bekleidet und barfuß. Jetzt, mit dem Schwert in der Hand, trafen sich diese Priesterinnen im ganzen Lager mit Kriegsgefangenen und führten sie zu einem großen Schiff mit etwa zwanzig Amphoren und sie hatten eine Plattform errichtet, auf die die Priesterin steigen würde, und dann, über den Kessel gebeugt, jedem Gefangenen die Kehle durchgeschnitten, nachdem er angehoben worden war. Aus dem Blut, das in das Gefäß floss, würden einige der Priesterinnen eine Prophezeiung ziehen, während andere den Körper aufspalten und aus einer Inspektion der Eingeweide eine Prophezeiung des Sieges für ihr eigenes Volk aussprechen würden; und während der Schlachten schlugen sie auf die Häute, die über die Weidenkörper der Wagen gespannt waren, und erzeugten auf diese Weise ein überirdisches Geräusch.

Seherin bei Cassius Dio

Der römische Senator, Konsul und Geschichtsschreiber Lucius Cassius Dio erwähnt in seiner „Römischen Geschichte“, einem Werk von achtzig Bänden, die germanische Seherin Ganna, die er als Nachfolgerin der Seherin Veleda bezeichnet.
Masysus , König der Semnonen , und Ganna, eine Priesterin in Germanien, die Veleda folgte, kamen nach Domitian und gingen nach ihrer Ehre nach Hause.

Seherinnen & Völven

Die germanischen Seherinnen dieser Zeit mögen Völven gewesen sein, auch wenn der Begriff „Völva“ erst später entstanden ist. Sie stehen jedoch nicht stellvertretend für alle Völven. Heute würden wir sie korrekt wohl als Spakona bezeichnen. Einzig die seherischen Fähigkeiten unterscheiden eine Spakona von den anderen Völven. Siehe dazu Litilvölva und Weiße Völva.

Heute bezeichnet sich manche Seherin als Völva bzw. Spakona. Doch auch der Umkehrschluss ist nicht zwingend gegeben. So, wie eine Völva nicht automatisch eine Seherin ist, ist auch eine Seherin nicht immer eine Völva.

 


Bild: Larm Rmah on unsplash.com, Lizenz CC-by-sa-3.0
 
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