Ritualmagie vs. Magische Rituale

RitualmagieOftmals wird Ritualmagie verallgemeinernd als „die Ausübung von Ritualen zu magischen Zwecken“ bezeichnet. Dieser Formulierung möchte ich mich jedoch nicht anschließen! Nach meinem Verständnis können magische Rituale neu geschaffen und verändert werden. Ritualmagie hingegen folgt überlieferten, streng festgelegten Regeln und Abläufen, von denen nicht abgewichen werden darf.

Die rituelle Runenweihe, wie wir sie in unserem Buch „Deine RunenReise“ beschrieben haben, bezeichnen wir als magisches Ritual. Zwar sind Ablauf und Formeln vorgegeben, jedoch können diese in gewissen Grenzen individuell verändert und angepasst werden. Mit etwas Übung kann solch ein magisches Ritual von jedermann mit Erfolg durchgeführt werden.

Im Gegensatz dazu kennen wir zum Beispiel einige Rituale, die zum Brechen von Flüchen dienen. Hierbei ist alles vorgeschrieben. Von der Tageszeit über die Nahrung, die zuvor zu sich genommen werden darf oder nicht darf, bis hin zum konkreten Ablauf darf es keinerlei Abweichungen geben. Die vorgegebenen Worte müssen gesprochen werden, sogar bestimmte Bewegungen sind vorgeschrieben.

Es bedarf sehr genauer Kenntnisse sowohl der Abläufe als auch der Hintergründe und Zusammenhänge, um Ritualmagie erfolgreich zu praktizieren. In der Runenmagie gibt es Ratschläge und Empfehlungen. Ein striktes „Muss“ ist eher die Ausnahme. Bei der Ritualmagie ist praktisch alles ein „Muss“. Magische Rituale kann man aus einem Buch lernen, Ritualmagie nicht.

Magische Rituale

Heidnische und runische Rituale sind nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie werden häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und können religiöser oder magischer Art sein. Ein festgelegtes Zeremoniell (Ordnung) von Ritualen oder rituellen Handlungen bezeichnet man als Ritus. Rituale gelten als Kulturgut.

Rituale und Christentum

In unserer christlich geprägten Welt ist der Zusammenhang von Ritualen mit dem Gott klar: Sie dienen seiner Huldigung und Verehrung. Gott hat die Gebote erlassen, die Menschen (seine Kinder) halten sich daran, und alles ist gut. Tun sie es nicht, so straft Gott sie mit seinem Zorn. Um das zu verhindern und ihn wieder wohlwollend zu stimmen, vollziehen die Sünder Rituale. Es wird ein Lamm geopfert; man kniet nieder, faltet die Hände, senkt den Kopf und betet. Der sonntägliche Kirchgang, die Heilige Messe, Gottesdienst, Liturgie und eine Reihe weiterer Riten gehören zum Christentum.
Es liegt mir fern, dieses Vorgehen zu werten. Für gläubige Christen ist es gut und richtig so und nur das zählt.

Rituale und Runen

Die Vorstellung vom „besänftigen“, „günstig stimmen“ und „Sühne tun“ wird häufig auch auf den Sinn von runischen und heidnischen Ritualen übertragen. Im germanischen Heidentum gibt es keinen Gott im Sinne von „Herr und Gebieter“. Es gibt „die Götter“, die um Jahrmillionen älter sind als die Erdenmenschen. Sie sind nicht unsere Herren, wir nicht ihre Diener. Bestenfalls können wir uns als ihre Enkel ansehen. Unser Verhältnis zu und der Umgang mit ihnen ist freundschaftlich und familiär.

Religion und Magie sind auch sehr verschiedene Dinge. Religiöse Rituale haben im Allgemeinen nichts mit Magie zu tun, magische Rituale wiederum sind nicht an eine Religion gebunden oder von ihr abhängig. Der Religionsphänomenologe Hans-Peter Hasenfratz formulierte es einmal so: „Wenn eine rituelle Handlung ohne göttliches Zutun wirken soll, ist es Zauber (= Magie); wenn man glaubt, dass es Götter sind, die etwas bewirken, ist es Religion.“

An dieser Stelle trennen sich heidnische und runische Rituale. Heidnische Rituale sind an eine Religion, das Heidentum, gebunden. Runische Rituale können durchaus an die heidnische Religion gebunden sein, müssen es aber nicht. Das bedeutet auch, dass ein Runer nicht an eine Religion gebunden ist.

Tradition

Runische Rituale sind ebenso jahrhunderte alte Tradition wie neuzeitliche Erfindung. Sie dienen nicht der Beschwörung von übernatürlichen Wesen, Göttern oder Geistern, die herbeigerufen werden, um dem Magier zu dienen. Durch runische Rituale werden die dem Runer innewohnenden Kräfte geweckt und gestärkt. „Bedient“ sich ein Runer dabei heidnischer Praktiken und macht sie zum Bestandteil des runischen Rituals, so ist das eine persönliche, individuelle Entscheidung.

 


 
 
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