Ostara Lied
Ostara, die Frühlings-Tagundnachtgleiche, fällt auf den 19., 20. oder 21. März. Es ist das erste Sonnenfest des Jahres. Ostara und Ostern fallen kaum jemals auf den gleichen Tag. Trotzdem wird das Feuer zu Ostara meist auch als Osterfeuer bezeichnet, ähnlich wie es auch beim Osterwasser gehalten wird. Durch das Osterfeuer soll der Winter endgültig vertrieben werden. Die Asche wird auf die Felder gestreut, um den Ertrag im laufenden Jahr zu steigern. Man sagt, dass Paare, die gemeinsam über das Osterfeuer springen, ohne dabei den Handschluss zu lösen, ein weiteres Jahr zusammen bleiben. Dieser gemeinsame Sprung über das Feuer ist das Versprechen der gegenseitigen Liebe und Treue. Davon berichtet auch unser Ostara Lied.
Es gibt Hinweise darauf, dass Ostara nicht der Name, sondern ein Ehrentitel der Wanengöttin Freyja ist.
Text: Rewa Kasor
Musik: Linda Krader
Lieder zu den Jahreskreisfesten | Ostara Lied
Sie ist die neue Hoffnung, sie ist das neue Licht
Das frische Gras der Weiden, des Frühlings Angesicht
Ostara ist die Reine, die uns’re Welt erhellt
Die Tage werden länger, die Felder sind bestellt
Das klare Hell der Bäche, der reine Morgentau
Das zarte Grün der Blätter, das Meer ist wieder blau
Am Himmel ziehen Wolken, doch sind sie weiß und rein
Vorbei die Zeit der Stürme, jetzt kommt der Sonnenschein
Wir singen bis zum Morgen, der neue Tag beginnt
Wir feiern mit den Freunden, so schnell die Zeit verrinnt
Vergessen ist der Winter, vergessen ist die Nacht
Wir tanzen und wir lieben, der Frühling ist erwacht
Refrain
Um die Welt da ziehen sich, Lichter von hellen Feuern
Liebste reich mir deine Hand, lass uns den Schwur erneuern
Heute Nacht, da träumen wir, träumen wie ein Kind
Ostara schenkt uns neue Kraft, weil wir Kinder des Frühlings sind
Hier ein paar Gedanken von Linda Krader zu Ostara.
Ostara – Wachstum, Nahrung und Vitalität
Die Stille des Winters endet und das reiche Frühlingsleben kehrt zurück. Im Februar wurden die Energien gesammelt, um jetzt im März lebhaft durch den Boden zu brechen. „Frühjahrstag- und Nachtgleiche“ oder „Äquinoktium“ wird der Zeitpunkt genannt, an dem die Sonne genau zwischen der dunklen Jahreszeit und der lichten Jahreszeit steht. Tag und Nacht sind nun gleich lang.
Die letzten Vögel kehren zurück und die Hasen beginnen ihre wilde Balz. Die Hauptsaison der Regenwürmer und Waldameisen beginnt. Umgraben, losmarschieren (die Krötenwanderung beginnt!), aus den Schneckenhäusern kriechen, sich stark machen, sich herausputzen, sich im eigenen Revier behaupten oder sich eines erobern, Kontakte knüpfen, um (s)einen Partner werben, … all das sind Dinge, die uns die Natur nun vorlebt.
Das Frühlingserwachen hat etwas Feuriges. Leidenschaft, Durchsetzungsvermögen und Vitalität können wir gestärkt in uns fühlen. Fruchtbarkeits- und Wachstumsrituale bringen neues Leben und Wärme in die auftauenden Gemüter. In beinahe allen Kulturen und Epochen findet man Fruchtbarkeitsfeste, die um diese Zeit herum gefeiert wurden.
Namensherkunft
Hierbei häufen sich immer wiederkehrende Elemente, wie Feuer, bäuerliche Weihen der Felder, fruchtbare Tiere und Rituale, die die Liebe in all ihren Formen stärken. Es ist eine wirklich schöne Zeit, neue Bänder zu knüpfen. Noch immer beliebt ist der gemeinsame Sprung übers Feuer, mit dem das Band zwischen zwei Menschen (Partnern, Freunden, Eltern und Kindern, …) für ein weiteres gemeinsames Jahr bekräftigt wird.
Das Weibliche wird zur Frühjahrstag- und Nachtgleiche besonders geehrt. Oftmals wird die Göttin Ostara mit diesem Tag in Verbindung gebracht und das gleichnamige Fest zu ihren Ehren ausgerichtet. Ihre erste Erwähnung als „Easter“ findet sie im Jahre 870 n. Chr., in den Schriften des Mönchs Beda. „Ostara“ wurde vom Sprachwissenschaftler Jacob Grimm einige Jahrhunderte später „die Fühlingsgöttin“ genannt.
Es ist eine sehr umstrittene Götterbezeichnung, da es vor den Aufzeichnungen des Mönchs keinerlei Belege für die Göttin gibt. Manche meinen, dass er einfach den Monatsnamen abwandelte oder gar den Namen zur Christianisierung verfälschte. Dieser Ansicht war auch Jacob Grimm.
Ostara & Freyja
Die Aspekte der Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe, der Leidenschaft und des Wachstums spiegeln sich jedoch ebenfalls in der Vanengöttin Freyja wieder. Die Vanen – das Älteste der beiden Göttergeschlechter des nordischen Pantheons – stehen für Ackerbau, Herdfeuer, Fruchtbarkeit, Erdverbundenheit und Wohlstand.
Somit liegt die Vermutung nahe, dass Ostara einer der Beinamen Freyjas ist und wir insgeheim die schöne Göttin ehren und ihr an diesem Tage beweisen, dass die Früchte der Liebe aufs Neue erblühen und wachsen werden. Zu keiner Zeit im Jahr stehen die Aspekte der Weiblichkeit so deutlich im Vordergrund wie jetzt. Als Schirmherrin der Völven weist Freyja den Völven ihren Weg, welche sich auch heute noch zur Tag- und Nachtgleiche mit ihrer Göttin verbinden.
Auch wir können wieder bewusster Kraft aus dem Frühlingserwachen schöpfen. Samen treiben aus und wollen genährt werden. Wir fassen neue Gedanken, Ziele und Ideen, und achten darauf, wie wir sie nähren wollen, oder auf welchem Boden wir sie gedeihen lassen. Welche Projekte haben eine gute Grundlage, um sie jetzt in Angriff zu nehmen und wo muss noch ein besserer Nährboden geschaffen werden? Warte nicht länger, genau jetzt ist die richtige Zeit dafür. Nicht, dass wir uns am Ende fragen müssen, auf welchem Mist sie gewachsen sind… ; -) Es gilt, Mut zu fassen, die eigene Energie wieder kraftvoll nach außen zu richten und den Rufen unserer Herzen Taten folgen zu lassen.
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Siehe auch Die Jahreskreisfeste | Ursprung & Bedeutung