Mabon Lied
Der Herbstwind zieht auf – und mit ihm ein Wendepunkt, der nicht nur in der Natur fühlbar wird, sondern auch in uns selbst. Die Natur zieht sich langsam in ihr Inneres zurück und hält zur Herbsttagundnachtgleiche für einen Moment inne, ehe die Tage wieder kürzer werden und die Dunkelheit immer deutlicher einkehrt. Unser Mabon Lied konzentriert sich auf die Themen Gleichgewicht und Dankbarkeit.
Text: Rewa Kasor
Musik: Linda Krader
Lieder zu den Jahreskreisfesten | Mabon Lied
Alles hält sich in der Schwebe, in vollkomm’nem Gleichgewicht
Tag und Nacht wie Licht und Schatten, Finsternis und Sonnenlicht
Mutter Erde hält den Atem an für einen Augenblick
Sammelt Kraft für ihre Kinder, für ihr sicheres Geschick
Heute heißt es Innehalten und zu schau’n, was wir vollbracht
Was wir selber hier erschaffen und womit man uns bedacht
Voll die Scheunen und die Kammern, stark und kräftig steht das Vieh
Reich die Gaben uns’rer Götter, dankbar beugen wir das Knie
Milch und Mehl als Dank der Erde, Honig für das Kleine Volk
Teilen wir die reichen Gaben, wie die Götter es gewollt
Geben wir mit frohem Herzen, was die Erde uns geschenkt
Auch ein Teller für die Ahnen, liebend Ihrer sei gedenkt
Refrain:
Mabon ist der Tag des Dankes für die Fülle und die Pracht
Die beschert hat uns die Ernte, dank der Götter freundlich Macht
Mabon ist der Tag des Stolzes auf die Arbeit und den Fleiß
So ist es seit allen Zeiten, vor Erfolg da kommt der Schweiß
Hier ein paar Gedanken von Linda Krader zu Mabon.
Mabon – die Herbsttagundnachtgleiche
In allen großen Systemen gibt es einen dynamischen Ausgleich zwischen den Gegensätzen, der auch durch große Entladungen geschieht. Im großen betrachtet, strebt jedes System aber immer nach der ausgeglichenen Mitte, in der sich alles die Waage hält. Nur wenn es im Gleichgewicht bleibt, kann es seine Aufgaben erfüllen. Das gilt für den menschlichen Körper ebenso, wie für eine Gemeinschaft, oder auch ein Sonnensystem.
Auch dort, wo wir uns überwältigt und überrollt fühlen, findet oft nur ein Ausgleich statt. Oft empfinden wir etwas als „zu hell“, oder „zu dunkel“ (übertragbar auf viele negative Bewertungen, die es in uns auslöst), weil wir zumeist eine der Seiten an der Oberfläche verstärkt leben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die gegenteiligen Anteile nicht da sind: sie verbergen sich nur im Unterbewussten – in unseren „Schatten“. Dort wo wir uns Anteilen von uns nicht bewusst sind. In der „Schattenarbeit“ können wir beides ins Bewusstsein zurück holen: „Lichtvolles“ und „Dunkles“ – es ist in uns allen immer gleichwertig da. Und beide Pole können gleichermaßen heilsam, wie destruktiv gelebt werden. In der Furcht vor „Zerstörung“ oder „Dunkelheit“ dürfen wir auch nicht vergessen: Auch Vulkanausbrüche oder Gewitter entstehen als Energieausgleich – immer FÜR das System, nicht gegen etwas. „Gut“ und „Böse“ sind Abbilder von Bewertungen, die wir Menschen aus unserem Erleben heraus geschaffen haben.
Mabon, das 4. Sonnenfest
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um einmal nachzuspüren: Wo fühlen wir die Balance in uns und wo benötigt es noch etwas, um ins Gleichgewicht zu kommen? Und was ist jetzt wirklich noch wichtig? Wir befinden uns am Übergang von der hellen zur dunklen Jahreshälfte und verabschieden die Zeit des Wachstums, des Reifens und der Fülle. Wir fokussieren uns für den letzten Abschnitt vor dem Winter zurück auf das Wesentliche. Alles, was es braucht, damit Heim und Familie gut genährt und sicher durch die Winterzeit kommen. Vielleicht reifen noch späte Früchte nach, für die es weitere Handgriffe benötigt. Mit Fokus und Achtsamkeit finden wir eine gute Balance zwischen dem aktiven Tun und dem „zur Ruhe kommen“.
Zu Mabon, dem 4. Sonnenfest im keltischen Jahreskreis, ehren wir noch einmal den ganzen Reichtum an Fülle und Früchten. Wir halten inne und genießen, dankbar für unsere Saat, die zur Reife kam. Dankbar für alles, was wir in den vergangenen Wochen und Monaten ernten konnten. hier dürfen wir uns auch ruhig einmal selbst auf die Schulter klopfen, denn hinter jeder Ernte steckt viel Mühe, Verbundenheit, Verantwortung und Durchhaltevermögen. Vor allem der Reichtum unseres Herzens spiegelt sich immer im Außen. Aus welchem Reichtum können wir schöpfen und was können wir teilen und schenken von unseren Schätzen? Mit Liebe und Dankbarkeit für uns selbst und alle, die uns unterstützen, blicken wir auf die getane Arbeit und ehren auch die kleinen Erfolge. Im Innehalten sammeln wir Kraft für die bevorstehende Rückbindung und die Einkehr in uns Selbst.
Mabon, das Erntefest
Fester Bestandteil des Erntefestes sind die Gaben der Natur, die den ganzen Kreislauf des Lebens enthalten. Jede einzelne Frucht verkörpert Wachstum, Blüte, Reife, Abschied und die Macht des Neuanfangs. Mit dem gemeinsamen Genuss der Früchte nehmen wir alle Geschenke des Jahres an und danken von Herzen dafür. Symbolisch vergraben wir die Kerne im Gedanken an alles, was im neuen Zyklus wieder wachsen soll.
Mabon Lied: Text und Musik sind unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International“ lizenziert.
Siehe auch Die Jahreskreisfeste | Ursprung & Bedeutung