Die Edda Erläuterungen (Simrock 1876)

2. Edda.

2. Die sogenannte jüngere Edda führt diesen Namen nur in der isländischen Handschrift zu Upsala, welche der schwedische Reichskanzler De la Gardie dahin schenkte; doch scheint er ihr zu gehören, da schon im 14. Jahrhundert die Dichtkunst Eddulist und die Gesetze des Dichtens Eddureglur genannt werden (Grimm G. D. Spr. 761), was sich auf das ihr angehängte Skaldskaparmal beziehen muß. Edda bedeutet, wie aus Sn. 202 und dem Rigsmal hervorgeht, Eltermutter und es ist, wie Grimm am angeführten Orte sagt, ganz im Sinne des Altertums, daß die Großmutter dem Kreiß ihrer Kinder und Enkel von der Vergangenheit Kunde giebt.

Dieß Werk findet sich sowohl in Handschriften als in den Ausgaben mit einem andern verbunden, dem man den Namen Skâlda beizulegen pflegt. Die Grenze zwischen beiden ist aber nicht leicht zu bestimmen. Rask rechnet in seiner Ausgabe nur die beiden Mythensammlungen Gylfaginning und Bragarödur zur Edda, alles Übrige zur Skalda. Grimm zieht aber auch das nun folgende Skaldskaparmal, mit dem bei Rask die Skâlda beginnt, zur Edda, von welcher er also nur den, nach Snorris Hattalykill oder Hattatal d. i. Versweisenschlüßel oder Auszählung der Versweisen entworfenen, Bragarhættir genannten Abschnitt und die noch ferner angehängten nach Priscianus und Donatus verfaßten drei Abhandlungen Latinustafrofit (de alphabeto), Malfrädinnar grundvöllr (fundamentum grammatices) und Malskruds Frädi, auch Figurar i rödinnu (figurae orationis) genannt; ausscheidet. Eine nähere Betrachtung der hier in Frage kommenden Theile wird dieß erläutern.

a) Gylfaginning.

1. Der erste Abschnitt, welcher seinen Namen Gylfaginning (Gylfes Verblendung) oder Hars lygi (des Hohen d. h. Odhins Lügen) spätern Abschreibern zu verdanken scheint, schließt sich in seiner Einkleidung an das dritte Lied der ältern Edda an, welches den Namen Wafthrudnismal führt. Wie dort Odhin unter dem Namen Gangradr einen mächtigen und weisen Riesen besucht, um sein Wißen auf die Probe zu stellen, und so ein Wettstreit beginnt, bei dem das Haupt des Unterliegenden zu Pfande steht, so wird umgekehrt hier die Weisheit der Götter auf die Probe gestellt, und auch sie würden, wenn sie die vorgelegten Fragen nicht zu lösen wüsten, sich überwunden bekennen und der Willkür des Siegers unterwerfen müßen. Gylfi, ein mythischer König von Schweden, begiebt sich nach Asgard, um zu erfahren, woher dem Asenvolk seine Macht komme. Wie in Wafthrudnismal Odhin sich Gangradr nennt, nimmt er den Namen Gangleri an, der gleich jenem den Wanderer bezeichnet. Die Götter machen ihm aber ein Blendwerk oder Gaukelspiel vor und zeigen sich ihm nicht in ihrer wahren Gestalt, sondern beantworten seine Fragen von einem dreifachen Hochsitze aus unter den Namen Hars, Jafnhars und Thridis, d. i. des Hohen, Gleichhohen und des Dritten. Die vorgelegten Fragen, auf welche sie keine Antwort schuldig bleiben, geben Veranlaßung, die Hauptlehren des nordischen Götterglaubens in Erzählungen darzulegen, welchen man den Namen Dämisögur, Beispielreden, gegeben hat.

b) Bragarödur.

2. Eine ahnliche Einkleidung hat der zweite Abschnitt, welcher den Namen Bragarödur, Bragis Gespräche, führt. Auch sie ist einem Liede der ältern Edda abgeborgt. Nach Ögisdrecka, d. i. Ögirs Gastmal, bewirthete der Meergott Ögir die Asen und brauchte bei der Beleuchtung seiner Halle Goldlicht statt des Feuerlichts, ein Mythus, der das Leuchten des Meeres von den in ihm versunkenen Schätzen abzuleiten scheint. Dieß kehrt sich nun in Bragarödur wieder um, denn hier ist es Ögir, zwar nur als ein zauberkundiger auf Hlesey wohnender Mann bezeichnet, welcher die Asen besucht und von ihnen wie Gylfi mit Gaukelspiel empfangen wird; statt des Goldlichts aber hat nun Odhin Schwertlicht, was seiner Eigenschaft als Siegsgott gemäß ist. Bei Tische sitzt Ögir neben Bragi, welche ihm die vorgelegten Fragen durch mythische Erzählungen beantwortet. Die letzte derselben bezieht sich auf den Ursprung der Dichtkunst, worüber Bragi, als der Skalde der Götter, schickliche Auskunft giebt.

c) Skâldskaparmâl.

3. Hieran schließt sich nun Skaldskaparmal, welches die Skaldenkunst zum Gegenstand hat, indem es die dichterischen Ausdrücke, namentlich 1. Kenningar, auf Mythen anspielende Umschreibungen, 2. Ukend heiti, einfache Benennungen wie jene, welche Alwismal aufzählt, 3. Fornöfn, in der Skaldenkunst gebräuchliche Namen der Männer, Frauen, Schwerter, Schiffe u. s. w. lehrt und aufzählt, erstere auch nach ihren mythischen Beziehungen deutet, wobei auf bekannte Skaldenlieder hingewiesen wird. Einigemal findet sich Veranlaßung, größere Stücke aus der Götter- und Heldensage einzuflechten. Auch dieß ist in Fragen Ögirs und Bragis Antworten eingekleidet und bildet so eine Fortsetzung des vorhergehenden Abschnitts, aber eine unpassende, da Cap. 33 von Ögir selbst erzählt wird, der doch der Fragende sein soll. Doch mag Grimm wohl berechtigt erscheinen, auch Skaldskaparmal zur Edda zu rechnen, besonders da Bragarödur sonst gar zu geringen Umfang erhalten würde. Entgegen steht indes, daß Bragarödur jetzt von Skaldskaparmal durch ein Eptirmali (Nachwort) geschieden ist, welchem Grimm selbst schon ein ziemlich hohes Alter zugesteht.

Vielleicht erklärt sich aber diese Anordnung daraus, daß man die reinmythologischen Erzählungen von den folgenden Belehrungen über die Skaldenkunst und ihre hergebrachten Umschreibungen und Benennungen sondern wollte, in welcher Absicht man den Eingang des Skaldskaparmals, welchen die Bragarödur jetzt bildeten, von dessen Haupttheile löste und als eine selbständige Sammlung mythischer Erzählungen den in Gylfaginning enthaltenen gleichartigen Berichten anhing. In den Handschriften ließ man aber auch noch den Haupttheil des alten Skaldskaparmals folgen, welcher nun mit den nach Snorris Hattalykill bearbeiteten Bragarhättir u. s. w. die Skalda bildete.

Wenn nun die Dichtkunst Eddulist und die Gesetze des Dichtens Eddureglur benannt wurden, so scheint es allerdings, daß man das ganze, die Skalda mit umfaßende Werk Edda genannt habe. Fragt man dagegen, von welchem seiner Theile dieser Name auf die andern übertragen ward, so wird man nicht auf die letzten rathen, da es der Großmutter wohl geziemt, ihre Kinder und Enkel von Göttergeschichten zu unterhalten, nicht aber sie in den Kunstausdrücken der Dichtersprache einzuweihen.

Hienach glauben wir Skaldskaparmal als zur Edda nicht gehörig betrachten zu müßen, wenn wir auch zugeben, daß Bragis mythische Erzählungen, die wir Bragarödur nennen, ursprünglich selbständig doch einmal dessen Eingang gebildet haben, ein Zusammenhang, welchen wir nur dann wieder herzustellen hätten, wenn es sich um eine Ausgabe jenes Lehrbuchs der Skaldenkunst handelte. Mit diesem aber den Leser zu behelligen, der in der Edda nur mythische Erzählungen sucht, bestimmen wir uns nicht. Doch haben wir die dem Skaldskaparmal eingefügten Stücke aus der Götter- und Heldensage, welche so gut als die Erzählungen der beiden ersten Abschnitte im Munde der Eltermutter klingen, ausgehoben und zu einem dritten Abschnitte vereinigt, so daß wir nicht weniger, wohl aber mehr liefern als man in einer Übersetzung der Edda zu erwarten berechtigt ist. Auch diese Stücke sind hier gleich den Dämisögur (Capitel, wörtlich Gleichnissreden) der eigentlichen Edda mit fortlaufenden Nummern versehen und so die 58 Dämisögur der beiden ersten Abschnitte auf die Zahl 65 gebracht. Wenn wir künftig eine derselben citieren, so geschieht es mit D (Dämisaga) und der beigesetzten Zahl der Gleichnissrede. Daß Snorri weder unsere beiden ersten Abschnitte, noch Skaldskaparmal verfaßt habe, geht daraus hervor, daß hier wie dort die mythischen Anschauungen des Nordens im Ganzen noch mit unschuldiger Gläubigkeit vorgetragen und dem Urtheile des Verfaßers selten unterworfen werden, wie es Snorri in der Ynglingasaga, dem ersten Theil der Heimskringla, zu thun pflegt, oder wie es gar in der Vorrede (formâli) und den beiden Schlußreden (eptirmâli) geschieht, die wir ihrer barbarischen Mönchsgelehrsamkeit wegen ausgeschloßen haben. In dieser Überzeugung hat uns auch Bergmanns Ausführung nicht wankend gemacht.

Wenn es in den isländischen Annalen, deren Abfaßung noch vor 1400 fallen soll, von Snorri heißt: Hann samsetti Eddu ok margar adrar frœdibœkur ok islendskar sögur, so könnte dieß Zeugniss höchstens beweisen, daß er die verschiedenen Theile der Edda und Skalda zusammengesetzt und zu Einem Buche verbunden habe; für seine Verfaßerschaft an Einem dieser Theile kann es nicht geltend gemacht werden. Und selbst das scheint uns nicht wahrscheinlich, daß das ganze Edda und Skalda umfaßende Werk, wie es jetzt vorliegt, aus seiner Hand hervorgegangen wäre, namentlich halten wir die Vorrede mit den beiden Schlußworten für seiner eben so unwürdig als die j. Edda selbst für ihn noch zu rein im altheidnischen Geiste gehalten ist.

Der Zusammensetzer des Buchs, welches außer der Edda noch so vielerlei unter dem gemeinschaftlichen Namen Skâlda zusammengesetzte Abschnitte enthält, hatte offenbar ein Handbuch für junge Skalden im Sinn, in welchem sie Alles vereinigt finden sollten, was sie zu ihrem Berufe von der alten Götter- und Heldensage, den Gesetzen der Dichtkunst und Beredsamkeit zu wißen brauchten. Denn an den Höfen christlicher Könige, der Bekehrer des Nordens, lebte das Heidentum noch sehr im Bewustsein und war das Christentum noch so wenig lebendig geworden, daß die Skaldenpoesie stäts auf die heidnische Götter- und Heldensage anspielte, sich christlicher Anschauungen aber gänzlich zu enthalten pflegte. Der Verfaßer von Gylfaginning wollte nun eine Übersicht der Götterlehre geben, um das innere Verständniss der alten, in der Form einfachen Eddalieder zu vermitteln. Dem Verfaßer von Skaldskaparmal, zu welchem Bragarödur den Eingang bildete, lagen mehr die schwierigen und überkünstelten Skaldenlieder am Herzen, zu deren Erklärung Mancherlei abzuhandeln war. In seinem Hattalykill nahm Snorri ohne Zweifel schon auf Bildung junger Skalden Bedacht und noch mehr hatten die Verfaßer der folgenden Abschnitte, sowie der Zusammensetzer des Ganzen ihr Absehen auf die Unterweisung der Jugend gerichtet.

Unser Verfahren, aus Skaldskaparmal nur die eingeschobenen mythischen Erzählungen auszuheben, hat den Nachtheil, daß die unter den Kenningar sich findenden, in Fragen und Antworten gekleideten kurzen Charakteristiken der Götter und göttlichen Wesen, gleichfalls wegbleiben. Da diese doch Mancher vermissen möchte, weil sie für das Studium der Mythologie so wichtig sind als manche Dämisaga der jüngern Edda, so laße ich sie nachstehend folgen:

1. (C. 4.) „Wie ist Thor zu bezeichnen? So, daß er der Sohn Odhins und der Jörd genannt wird, Magnis und Modis Bruder, Sifs Gemahl, Ullers Stiefvater, Miölnirs und des Stärkegürtels sowie Bilskirnirs Besitzer, Asgards und Midgards Vorfechter, der Jötune und Zauberweiber Feind und Tödter, Hrungnirs, Geirröds und Thriwaldis Besieger, Thialfis und Röskwas Herr, des Midgardwurms Gegner, Wignis und Hloras Pflegesohn.

2. (C. 5.) Wie ist Baldur zu bezeichnen? Als der Sohn Odhins und der Frigg, Nannas Gemahl, Forsetis Vater, Hringhorns und Draupnirs Besitzer, Hödurs Feind, der Hel Geselle, der beweinte Gott.

4. (C. 6.) Wie ist Niördr zu bezeichnen? So, daß er Wanengott, Wanensprößling oder schlechtweg der Wane heiße, Freys und Freyjas Vater, der spendende Gott.

5. (C. 7.) Wie ist Freyr zu bezeichnen? So, daß er Njörds Sohn, Freyjas Bruder genannt wird, oder gleichfalls Wanengott, Wanensprößling oder schlechtweg der Wane, Erntegott und Reichtumspender. Er wird auch Belis Feind, Skidbladnirs und des Ebers Gullinbursti, der auch Slidrugtanni heißt, Besitzer genannt.

6. (C. 8.) Wie ist Heimdal zu bezeichnen? Als der Neun Mütter Sohn und der Götter Wächter, oder der weise Ase, Lokis Gegner, der Wiedererkämpfer Brisingamens. Heimdals Haupt heißt das Schwert, denn es wird gesagt, er sei mit eines Mannes Haupt durchbohrt worden. Von ihm handelt das (verlorne) Heimdalslied, und das Schwert heißt seitdem Manns Miötudr (Meßer, Schöpfer), denn das Schwert ist des Manns Miötudr (Durchbohrer). Heimdal ist Gultops (des Rosses) Besitzer, Wagaskers und Singasteins Heimsucher, weil er dort mit Loki um Brisingamen stritt; desgleichen heißt er Windhler. Ulf Uggis Sohn hat in der Husdrapa diese Sage ausführlich dargestellt, wobei erwähnt wird, daß die Kämpfer die Gestalt von Meerkälbern annahmen. Er ist auch Odhins Sohn.

7. (C. 9.) Wie ist Tyr zu bezeichnen? Als der einhändige As, des Wolfs Fütterer, Kampfgott und Odhins Sohn.

7. (C. 9.) Wie ist Bragi zu bezeichnen? Als Idhuns Gemahl, der erste Liederschmied, der langbärtige Ase, und Odhins Sohn.

8. (C. 11.) Wie ist Widar zu bezeichnen? Ihn mag man den schweigsamen Asen heißen, des Eisenschuhs Besitzer, des Wolfs Fenrir Feind und Tödter, der Götter Rächer, der väterlichen Stätten Bewohner und Erben, Odhins Sohn, der Asen Bruder.

9. (C. 12.) Wie ist Wali zu bezeichnen? So, daß er Odhins Sohn und der Rinda heiße, Friggs Stiefsohn, der Asen Bruder, Baldurs Rächer, Hödurs Feind und Tödter, der väterlichen Stätten Bewohner und Erbe.

10. (C. 13.) Wie ist Hödur zu bezeichnen? Als der blinde Ase, Baldurs Tödter, Mistilteins Schießer, Odhins Sohn, der Geselle Hels, Walis Feind.

11. (C. 14.) Wie ist Uller zu bezeichnen? Als Sifs Sohn, Thôrs Stiefsohn, Schrittschuh-Ase, Bogen-Ase, Jagd-Ase, Schild-Ase.

12. (C. 15.) Wie ist Hönir zu bezeichnen? So, daß er Odhins Gefährte, Sitz- und Redegeselle heiße, oder der schnelle Ase, der Langfuß, der Pfeil- (oder Ernte-) König.

13. (C. 16.) Wie ist Loki zu bezeichnen? Als Farbautis und Laufeyjas, die auch Nal heißt, Sohn, als Byleists und Helblindis Bruder, als Vater Wanargandrs (des Wolfs Fenrir) und Jörmungandrs (des Midgardswurms), so wie der Hel, Naris (oder Nörwis) und Alis; als Blutsfreund und Vaterbruder der Asen, Odhins Sitz- und Reisegefährte, als Geirröds Heimsucher und seiner Truhe Zierde, als der Dieb des Bocks, der Riesen, Brisingamens, und der Äpfel Iduns, als Sleipnirs Verwandter, Sigyns Gemahl, der Götter Feind, als Beschädiger des goldnen Haars der Sif, als Unheilschmied, der verschlagene Ase, der Götter Verleumder und Betrüger, als Anstifter des Mordes Baldurs, der gefeßelte Ase, Heimdals und der Skadi Gegner.

14. (C. 19.) Wie ist Frigg zu bezeichnen? Als Fiorgyns Tochter, Odhins Gemahlin, Baldurs Mutter, Jörds Nebenbuhlerin, so wie der Rinda, der Gunlöd und Gerdas, Nannas Schwieger, der Asen und Asinnen Herscherin, Fullas, des Falkenhemdes und Fensals Herrin.

14. (C. 19.) Wie ist Freyja zu bezeichnen? Als Njörds Tochter, Freys Schwester, Odhs Gemahlin, der Hnossa Mutter, als des Walfalls (der auf dem Schlachtfeld Fallenden) und Sessrumnirs Eigentümerin so wie der Katzen und Brisingamens, als Wanengöttin, Wanenjungfrau, die thränenschöne Göttin. Die Asinnen können alle so bezeichnet werden, daß man sie mit den Namen einer andern Göttin benenne und von Besitztum, Werk und Erlebniss oder Geschlecht eine nähere Bezeichnung hernehme.

15. (C. 21.) Wie ist Sif zu bezeichnen? Als Thors Gemahlin, Ullers Mutter, die haarschöne Göttin, Jarnsaxas Nebenbuhlerin, die Mutter Thruds.

15. (C. 22.) Wie ist Idun zu bezeichnen? Als Bragis Gemahlin, der Äpfel Hüterin (die das Heilmittel sind gegen der Asen Altern), als des Riesen Thiassi Raub, der sie den Asen entführte.

17. (C. 23.) Wie ist der Himmel zu bezeichnen? Als Ymirs Hirnschädel, und daher der Riesen Schädel und der Zwerge Arbeit oder Last, oder als Westris, Austris, Sudris, Nordris Helm, als der Sonne, des Monds und der Sterne Land, als der Luft, der Erde und der Sonne Helm oder Haus.

18. (C. 24.) Wie ist die Erde zu bezeichnen? Als Ymirs Fleisch, Thors Mutter, Onars Tochter, Odhins Braut, Friggs und Rindas und Gunlöds Nebenbuhlerin, Sifs Schwieger, als des Hofs der Winde und des Wetters Grund und Boden, als der Thiere Meer, als der Nacht Tochter, Audrs und des Tags Schwester.

19. (C. 25.) Wie ist das Meer zu bezeichnen? Als Ymirs Blut, der Götter Heimsucher, Rans Gemahl, der Ögirstöchter Vater, deren Namen diese sind: Himingläwa, Duwa, Blodughadda, Hefring, Udr, Hrön, Bylgia, Bara, Kolga; als die Erde Rans, der Ögirstöchter und der Schiffe (wobei alle Schiffsnamen, Kiele u. s. w. zu brauchen sind), so wie der Fische und des Eises; als der Seekönige Weg und Straße, als der Eilande Ring, als des Sands, des Seetangs und der Riffe Haus; als der Angelruthen, der Seevögel und der Winde Haus.

20. (C. 26.) Wie ist die Sonne (Sôl) zu bezeichnen? Als die Tochter Mundilföris, als des Mondes (Manis) Schwester, Glenurs Gemahlin, als Feuer des Himmels der Luft.

21. (C. 27.) Wie ist der Wind zu bezeichnen? Als Forniots Sohn, Ögirs und des Feuers Bruder, der Bäume Brecher, Schade und Mörder, als Hund oder Wolf der Bäume, Segel und Segelstangen.

22. (C. 28.) Wie ist das Feuer zu bezeichnen? Als des Windes und Ögirs Bruder, des Holzes und der Häuser Mörder und Verderber, als Halfs Mörder, als Sonne der Häuser.

23. (C. 29.) Wie ist der Winter zu bezeichnen? Als Windswalis Sohn, der Würmer Mörder, der Vögel Krankheit, Zeit der Stürme.

24. (C. 30.) Wie ist der Sommer zu bezeichnen? Als Swasudrs Sohn, der Schlangen Trost, der Vögel Freude, fruchtbare Zeit.

25. (C. 32–34.) Wie ist das Gold zu bezeichnen? Als Ögirs Feuer, Glasirs Laub, als Sifs Haar, Fullas Haarband, Freyjas Thränen, der Riesen Wort, Stimme und Rede, als Draupnirs Tropfen, Draupnirs und der Augen Freyjas Regen oder Schauer, als der Asen Buße für Otrs Mord, als Saat auf Fyriswall, Helgis Grabdecke, als der Hand und aller Flüße Feuer, als Stein und Klippe oder Glanz der Hand. Ögirs Feuer heißt es, weil Ögir, als er von Odhins Gastmal heimfahren wollte, Odhin und die Asen nach dreier Monden Frist zu sich einlud. Bei dieser Fahrt waren Odhin, Niördr, Freyr, Tyr, Bragi, Widar, Loki und die Asinnen Frigg, Freyja, Gefion, Skadi, Idun, Sif. Thor war nicht zugegen, weil er gen Osten gefahren war Riesen zu tödten. Und als die Götter saßen, ließ Ögir leuchtendes Gold auf den Estrich tragen, das wie Feuer die Halle durchstralte und erleuchtete, wie in Walhall Schwertfeuer gewesen war. Hier schmähte Loki alle Götter und erschlug Ögirs Diener Fimafeng; sein anderer Diener hieß Eldir. Ran hieß Ögirs Gemahlin, deren neun Töchter oben genannt sind. Bei diesem Gastmal trugen die Speisen und das Öl sich von selber auf, und alles geschah von selbst was zur Bedienung gehörte. Da bemerkten die Asen, daß Ran ein Netz habe, womit sie alle fing, die sich der See vertrauten. Darum heißt das Gold Ögirs Feuer. Glasirs Laub heißt es, weil in Asgard vor Walhall ein Hain steht, Glasir genannt, dessen Laub ganz aus rothem Golde besteht, wie diese Zeilen bezeugen:

Glasir steht mit goldnem Laub
Vor Sigtyrs Saal.
Dieß ist das schönste Holz bei Göttern und Menschen.“